Im Bereich der Psychologie existieren verschiedenartige Typenlehren. Die wohl bekannteste hat der Schweizer Psychiater und Psychoanalytiker Carl Gustav Jung mit seinen „Psychologischen Typen“ aufgestellt. Eine weitere bekannte stammt von dem Analytiker Fritz Riemann, der sie in seinem Standardwerk „Grundformen der Angst“ entfaltete.
Auch das Enneagramm ist eine Typenlehre. Hingegen ist es weitaus älter die moderne Wissenschaft der Psychologie, und seine Wurzeln reichen möglicherweise sogar Jahrtausende zurück. Lange Zeit wurde das Wissen des Enneagramms nur mündlich gelehrt und nicht veröffentlicht. Dieses hat sich in den siebziger und schließlich in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts geändert.
Mittlerweile findet es Einsatz in der Psychotherapie, Seelsorge und in der Beratung.
Ein Zinnschmied war zu Unrecht ins Gefängnis gesperrt worden und auf scheinbar wundersame Weise daraus entkommen. Jahre später wurde er gefragt, wie ihm die Flucht gelungen sei.
Er erzählte: Seine Frau, eine Weberin, hatte den Bauplan seines Zellenschlosses in den Teppich eingewebt, auf dem er fünf Mal täglich seine Gebete verrichtete. Als er erkannt hatte, dass das Muster im Teppich das Türschloss seiner Zelle darstellte, traf er mit seinen Gefängniswärtern eine Absprache. Sie sollen ihm Werkzeug besorgen, und er würde kleine Kunstgegenstände herstellen, die sie mit Gewinn verkaufen konnten. Aber er benutzte das Werkzeug auch, um einen Schlüssel herzustellen, der ihm eines Tages die Flucht ermöglichte.
Die Moral dieser Geschichte: Wenn wir nur den Bauplan des Schlosses kennen, das uns eingesperrt hält, können wir auch den Schlüssel anfertigen, der es öffnen wird.
(Parabel des Sufi-Lehrers Idris Shah †)
Wie alle Geschichten, ist auch diese eine Metapher. Sie beschreibt den Zustand, in dem wir Menschen uns zum großen Teil in unserem Leben befinden: eingeschlossen im Labyrinth der eigenen Ichstrukturen.
Die meisten von uns leben ihr Leben in sehr engen Grenzen ihrer Vorstellungen von sich selbst und der Welt. Bestimmte Gedankenmuster, Gefühle und Situationen wiederholen sich immer wieder in unserem Leben. Hinter all diesen wiederholenden Mustern steht unsere feste Annahme davon, wer wir sind und wie die Welt beschaffen ist, in der wir leben.
Diese Überzeugungen haben sich in unseren ersten Lebensjahren geformt, als unsere Vorstellung über unsere eigene Person, in Reaktion auf unsere Begegnungen, Erfahrungen mit der Umwelt und den Menschen sowie in Verbindung mit unseren angeborenen Veranlagungen.
Die Welt wie wir sie sehen, ist jedoch größtenteils ein Produkt unserer Vergangenheit – so schwer es auch sein mag, dies zu bejahen.
Oft sind wir nicht in der Lage zu erkennen, wie begrenzt unsere Wahrnehmung von der Wirklichkeit ist, dass wir eine Welt bewohnen, die uns unnötig einschränkt.
Mir ist neben dem Enneagramm kein Modell bekannt, welches in seiner Tiefe so wirkungsvoll ist, wie das Enneagramm.
Um unsere sich wiederholenden Muster zu verstehen, bedarf es einer Methode oder einer Art Landkarte, welche wirkungsvoll ist, um unsere innere Freiheit wiederzuerlangen. Diese Landkarte bietet uns das Enneagramm.
Das Enneagramm der Persönlichkeit beschreibt neun verschiedene Persönlichkeits- oder Egotypen, jeweils mit denen für sie charakteristischen, emotionalen, mentalen und verhaltensspezifischen Mustern. Es beschreibt auch, wie und warum diese Muster entstehen, wenn wir in frühester Kindheit den Kontakt zu uns selbst verlieren. Das Enneagramm eröffnet mir gleichsam neue Entdeckungen darüber, wer ich im Grunde genommen bin.
Ich möchte Sie in Ihrem Wandlungsprozess ermutigen, fördern und unterstützen.